Trauer um den Offenburger Galeristen Hugo Näger



Kompetent, kreativ, interessiert, engagiert und hilfsbereit – so kennen die Offenburger den Galeristen Hugo Näger. Er starb am Sonntag 62-jährig nach einer schweren Krankheit, die er mutig und klaglos, wie es seine Art war, angenommen hatte. Leben für die Kunst und Lebenskunst waren bei Näger untrennbar miteinander verbunden. "Er hat unsere Stadtgemeinschaft menschlich sehr bereichert, im hiesigen Kulturleben hat sein Schaffen viele Spuren hinterlassen", zeigte sich Offenburgs Oberbürgermeisterin Edith Schreiner gestern von der Nachricht "tief betroffen".

Über dreißig Jahre führte Hugo Näger die Galerie Hagen in der Schlossergasse und schuf sich mit Ausstellungen von Jan Peter Tripp, Uwe Gräbner, Malte Sartorius, Johannes Grützke, Louis G. Busman u.a. weit über die Region hinaus einen Namen. "Unter allen Galeristen, die ich kennengelernt habe, war Hugo Näger der Einmaligste", lobt Norbert Feger, Freund und ebenfalls Künstler der Galerie. 2013 organisierte Näger unter der Schirmherrschaft von Edith Schreiner die 1. KunstTage Offenburg im alten Gefängnis und zog mit Ausstellungen, Performances, Konzerten und Lesungen Tausende von Besuchern aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz an. "Nicht nur mit diesem Event", so Schreiner, "zeigte Hugo Näger, mit welchem Geschick er Kunst mit Standorten und Ideen mit Menschen verknüpfen konnte." Näger war ein Macher, ein wohl überlegter Organisator, dabei stets bescheiden und diskret. In unzähligen Ortenauer Haushalten und Unternehmen hängen Bilder, die er gerahmt und platziert hat. So war er auch Jahrzehnte lang für Hubert Burda in dessen Privathäusern und im Verlag tätig. "Hugo Näger war stets zuverlässig, umsichtig und vertrauenswürdig. Ich habe seine Arbeit immer sehr geschätzt", so Hubert Burda. Der Galerist verstand sein Handwerk und übte es mit Leidenschaft aus. Seit 1981 leitete er die Galerie, die sein Schwiegervater Max Hagen 1953 als Buchbinderei und Kartonagenmanufaktur gegründet und 1978 zur Galerie erweitert hatte.

Hugo Näger, am 7. Januar 1953 in Berghaupten geboren, absolvierte nach der Schulzeit eine Ausbildung als Konditor bei Hans Discher in Gengenbach: "Er war mein erster Lehrling und sein aufmerksames Wesen und seine schnelle Auffassungsgabe bleiben mir unvergessen." Nach Stationen in Stuttgart und Karlsruhe heiratete Näger 1981 Margarete Hagen und stieg als Autodidakt in das Galeriegeschäft ein. Präsentierte er zunächst regionale Künstler, setzte er ab den 90er Jahren einen Schwerpunkt auf zeitgenössische gegenständliche Malerei, erweiterte sein Ausstellungsprogramm aber kontinuierlich um aktuelle und repräsentative Positionen. Der persönliche Kontakt zu "seinen" Künstlern war ihm stets sehr wichtig und regelmäßige Atelierbesuche in Deutschland, Belgien, der Schweiz und im Elsass waren für ihn selbstverständlich. Künstler Jan Peter Tripp: "Hugo Näger war seit 1985 mein Freund und Galerist, seine Begeisterung und sein Engagement waren beispiellos." Heinrich Niederer, der viele Ausstellungen in der Galerie Hagen eröffnete, sagt: "Ich habe seine unermüdlich gepflegten Arbeitskontakte zu Künstlerinnen und Künstlern weit über unsere Landesgrenzen hinaus stets bewundert." 

Das fachliche Wissen, das sich Hugo Näger über die Jahre angeeignet hatte, wurde geschätzt und vielfach in Anspruch genommen. Sein Können als Galerist und Buchbinder brachte er unter anderem in die Arbeit von Städtischer Galerie, Museum und Archiv in Offenburg ein. Flexibel und engagiert war er stets zur Stelle, wenn seine Unterstützung benötigt wurde. So bezeichnet ihn Offenburgs ehemaliger Kulturbürgermeister Christoph Jopen auch als "Motor, der der 2013 neu gegründeten Gretel-Haas-Gerber-Stiftung half, Arbeiten der Künstlerin Interessierten anzubieten und damit weitere Fördermaßnahmen zu ermöglichen".

Hugo Näger wird in Offenburg fehlen. Neben seiner beruflichen Kompetenz waren es vor allem seine Lebensweisheit, seine Verlässlichkeit und seine Hilfsbereitschaft, die ihn als besonders wertvollen Menschen mit großer Herzensbildung auszeichneten. Er lebte den Satz von Albert Schweitzer, den er gerne zitierte: "Das Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt." Neben seiner Mutter Maria, seiner Frau Margarete und seinen Kindern Daniela und Felix werden ihn auch seine Freunde sehr vermissen. Die Beisetzung findet auf Wunsch der Familie im engsten Kreis statt. Mit der Schließung der Galerie Hagen geht in Offenburg eine Ära zu Ende. Ab 1. Dezember 2015 besteht noch die Möglichkeit, Werke aus Galerie-Besitz zu erwerben. 


Text: Ute Damen | Foto: Meinrad Busam

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