DAS NEUE MUSEUM UNTERLINDEN


Dort, wo im 13. Jahrhundert Ordensfrauen in der Kirche beteten und in Hof und Garten arbeiteten, und 1853 das Unterlinden-Museum eröffnet wurde, präsentiert sich jetzt das neue Musée Unterlinden in Colmar. Morgen weiht der französische Staatspräsident François Hollande das für 44 Millionen Euro erweiterte und umgestaltete Museum ein. Die Architekten: Herzog & de Meuron sowie Richard Duplat (Sanierung Altes Kloster).
Pierre de Meuron, dessen Basler Büro (Tate Modern/ London, Allianz Arena/ München, Elbphilharmonie/ Hamburg) 2009 den Wettbewerb gewann, erläutert die Herausforderungen: Städtebau, Architektur, Museografie. 

Dialog von Alt und Neu
Inmitten der historischen Altstadt entstand ein neuer zentraler Platz zwischen der mittelalterlichen Klosteranlage mit Kirche, offenem Kreuzgang, Brunnenanlage, Garten und einem neuen Museumsgebäude, das zusammen mit dem alten Stadtbad das Vis-à-vis bildet. Verbunden sind die Bauten durch einen unterirdischen Gang. Der Neubau, Ackerhof genannt, besticht mit Schlichtheit und sparsam gesetzten Spitzbogenfenstern in einer Fassade aus Hand gebrochenen Ziegeln. 

Aktion und Kontemplation
Architektur und Museografie wurden Hand in Hand entwickelt. Die Sammlungen umfassen neben den Werken aus Mittelalter und Renaissance – das Schmuckstück: der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald und Niklaus von Hagenau – Zeichnungen, Drucke, Gemälde, Skulpturen etc., die in der Kirche sowie im Erdgeschoss des ehemaligen Dominikanerinnenklosters präsentiert werden. Die unterirdische Galerie widmet sich der Geschichte des Museums und zeigt eine Auswahl an Werken des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Der Ackerhof ist der Sammlung moderner Kunst vorbehalten, die ab den 1960-er Jahren aufgebaut wurde: Picasso, Dubuffet, die "Nouvelle École de Paris" sowie Vertreter der Lyrischen Abstraktion. Mit drei Objektkästen vertreten ist auch der Elsässer Künstler Raymond E. Waydelich. Die Eröffnungsausstellung "Agir, Contempler", die von morgen an bis Juni 2016 zu sehen ist und von Jean-François Chevrier kuratiert wurde, setzt Werke verschiedener Epochen ebenso in einen Kontext wie die klösterlichen Werte Aktion und Kontemplation. 

Jean Lorentz, Präsident der Société Schongauer, rechnet mit künftig 350.000 Besuchern im Jahr. Die knapp 70.000-Einwohner-Stadt Colmar verzeichnet jährlich 3,5 Millionen Touristen. 

Musée Unterlinden
Place Unterlinden
F-68000 Colmar

Di-So 10 – 18 Uhr, Do bis 20 Uhr
Eintritt: 13 Euro, ermäßigt 8 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei

Pierre de Meuron (rechts) bei der Pressekonferenz

Agnès Thurnauer: Porträt in Lebensgröße "Martine Schongauer"

Neu präsentiert: der Isenheimer Altar


Treppenaufgang

Im Ackerhof

Jean Dubuffet: Don Coucoubazar

Frédérique Goerig-Hergott, Konservatorin moderne und zeitgenössische Sammlung,
vor Pablo Picasso "Brustbild einer sitzenden Frau"

Raymond E. Waydelich: Reliquien-Kasten "Lydia-Jacob-Story"

Der neue Eingang am Place Unterlinden

Das Pomarium vor dem Ackerhof

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