Heute ist Ursula-Tag. Die Heilige Ursula ist die Schutzpatronin der Stadt Offenburg. Pastoralreferent Marcel Oertwig hatte zu einem Morgenimpuls in St. Andreas eingeladen. Nach einer Blumenniederlegung an der Ursula-Säule gab’s Kaffee und Croissants in der kleinen Kirche am Fischmarkt.
Die überlebensgroße Figur der Heiligen Ursula steht seit 1961 auf der Ursula-Säule vor dem Rathaus. Gestiftet wurde die Bronzestatue von Senator Franz Burda, ausgeführt von dem gebürtigen Offenburger Bildhauer Emil Sutor. Unter mehreren Modellen, davon zwei von Sutor, die damals im Salzhaus vorgestellt wurden, entschied sich die Offenburger Bevölkerung für die endgültige Fassung: Die Heilige breitet schützend ihre Arme aus über die Stadt und die Menschen.
Es war im Juli 1960, als die Offenburger Bevölkerung aufgerufen wurde, mit dem Stimmzettel darüber Ausdruck zu geben, welchen der neun im Salzhaus ausgestellten Modellentwürfe für eine St.-Ursula-Säule sie am liebsten ausgeführt sehen möchte. Und die Abstimmung brachte ein klares Ergebnis, denn 47 Prozent entfielen auf einen Entwurf des in Karlsruhe lebenden Bildhauers Professor Emil Sutor. Damit war dem damals 72 Jahre alten gebürtigen Offenburger Sutor eine Aufgabe gestellt, die sicherlich mit zur Krönung seines künstlerischen Schaffens gehörte.
In seiner Heimatstadt hatte Sutor bei „Simmler & Venator“ gelernt, hierher kehrte er auch wieder zurück, als die Studien abgeschlossen waren. Bei Pfefferle hatte er sein Atelier. Und in dieser Zeit zählte er zu den neun wackeren Kämpen, die den OFV im damaligen „Braustüble“ in der Zeller Straße ins Leben riefen. In Rekordzeit baute sich Sutor auf dem Nussbuckel ein verträumtes Schwarzwaldhaus, es war das erste Haus dort oben. Er stand kurz vor der Hochzeit mit Dora Koch, der Tochter der ersten, unvergessenen „Veef“ Mina Koch. Doch beide waren starke Persönlichkeiten, und so entschloss sich der Künstler zur Trennung, er blieb jedoch Zeit seines Lebens unverheiratet.
Sutor verließ fluchtartig seine Heimatstadt und ging nach Leipzig. Dies war ein Glück für seine künstlerische Entwicklung, denn er wurde der weltberühmte Sutor, dessen Kunstwerke ebenso in Japan stehen wie in Amerika. Und so war mit Professor Emil Sutor auch der hochrangige Bildhauer für die Gestaltung der Ursulasäule gefunden, die der Franz Burda seiner Heimatstadt schenken wollte.
Alle Voraussetzungen waren gegeben, dass an der seit dem Kriegsausbruch im Herbst 1939 verwaisten Stätte des „Kartoffelmannes“ Francis Drake nun ein prominenter Standplatz für die Ursulasäule gefunden wurde. Das Kartoffelmann-Denkmal stand rund 90 Jahre an dieser prägnanten Stelle. Erschaffen wurde es vom elsässischen Bildhauer Andreas Friedrich, der nicht nur Offenburg, sondern auch Achern und Steinbach mit seinen Projekten beschenkt hat. Es wird überliefert, dass Francis Drake die Kartoffel 1586 nach Europa gebracht hat. Jedoch erst 200 Jahre später schaffte die Knolle den Durchbruch in Deutschland. Und mit der Ursulasäule sei nun ein Kunstwerk an die markante Stelle getreten, das wohl jedem Offenburger etwas bedeuten werde, so Senator Franz Burda in seiner Rede bei der Einweihung der Säule am 22. Oktober 1961.
Die Burda-Betriebskapelle spielte Beethovens „Die Himmel rühmen“, und für den Senator war es eine Selbstverständlichkeit, ein Monument zu Ehren der Schutzpatronin Offenburgs zu errichten, wie er in seiner Rede kundtat. Schon von Professor Sutors Entwurf zeigte er sich begeistert, das vollendete Werk aber sei noch viel schöner geworden, so der Stifter seinerzeit. Auch Professor Sutor dankte dem Stifter, der ihn mit künstlerischem Einfühlungsvermögen und mit manchem wertvollen Rat zur Seite gestanden hatte und ihm auch die Vorstellung von der Haltung der Arme der Heiligen dargelegt habe.
Und so breitet St. Ursula bis heute die Arme königlich und liebevoll zugleich über der Stadt aus, über allen Offenburgern und allen Gästen, die die Stadt besuchen. Auf dem Haupt trägt sie eine hohe Krone, doppeltes Sinnbild ihres irdischen und himmlischen Adels. Die Figur der Heiligen Ursula wurde in einer hellen Bronze gegossen. Die Säule selbst wurde aus einem roten Granit aus Raumünzach im Murgtal geschaffen, die Höhe beträgt 13 Meter und die Figur selbst ist circa 2,5 Meter hoch.
Wie Dekan Hermann Hugle in seiner Rede ausführte, sei durch die großherzige Stiftung des Senators nunmehr ein Wunsch in Erfüllung gegangen, dem der Offenburger Magistrat bereits am 2. September 1932 in Form eines Beschlusses Ausdruck verliehen habe. Und auch OB Karl Heitz dankte dem Stifter wie auch dem Künstler mit den Worten: „Kriegerische Ereignisse haben die heilige Ursula mit Offenburg in Verbindung gebracht. Möge sie uns nie mehr vor Feinden schützen müssen, sondern nur auf eine Stadt im Frieden herunterblicken und diesen Frieden erhalten.“
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